Voreinbart wurde im
Oktober 2006 allerdings eine Halbierung der Produktion und der
Abbau von 216 der momentan 570 Arbeitsplätze in der Fertigung. Für
einen Teil der Mitarbeiter verlängert sich die Wochenarbeitszeit
von 35 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich. Andere müssen auf
Leistungszulagen sowie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld verzichten. Die Geschäftsleitung hat
eine Beschäftigungssicherung bis zum Jahr 2010 ausgesprochen.
Der Kompromiss wurde
auch durch großen öffentlichen Druck erreicht. Die Mitarbeiter
machten mit kreativen Aktionen auf die bevorstehende Schließung
aufmerksam und bestreikten das Werk. Am 5.10.06 starteten sie
einen "Marsch der Solidarität", der innerhalb von 14 Tagen bis zur
Siemens-Zentrale nach München führen sollte. Beim Start waren
neben dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit viele weitere
SPD-Politiker dabei, darunter auch Daniel Buchholz.
Noch im September 2006
hatte sich die Situation dramatisch zugespitzt, als die
Geschäftsleitung erneut die völlige Schließung des Werkes
androhte. Dies stieß nicht nur bei den Beschäftigten auf scharfen
Widerstand. Die Spandauer
Abgeordneten Burgunde Grosse und Daniel Buchholz sowie Swen Schulz
aus dem Bundestag haben sich immer wieder intensiv um
das Werk und die Beschäftigten bemüht.
Der Spandauer
Abgeordnete Daniel Buchholz, in dessen Wahlkreis das Werk liegt,
engagiert sich seit längerem für den Erhalt des
Produktionsstandortes. Gemeinsam mit den anderen SPD-Parlamentariern
hatte er auch an der Betriebsversammlung am 3. August 2006 teilgenommen.
Zusammen mit seiner Kollegin Burgunde Grosse war er am Abend des
26. September 2006 vor Ort bei den Streikenden. Die
SPD-Abgeordneten unterstützten damit die Forderung von Betriebsrat und
Beschäftigten, die Gespräche über die Zukunft der Produktion
unverzüglich wieder aufzunehmen.
Am 30. August 2006 hatte
Klaus Wowereit mit den Beschäftigten von BSH vor dem Roten Rathaus
gesprochen. Wowereit wörtlich: "Ich unterstütze die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kampf um den Fortbestand des
BSH-Hausgeräte-Werks. Der Senat unternimmt alles in seiner Macht
stehende, um dabei zu helfen, die Existenzgrundlage von Hunderten
Berliner Familien zu sichern. Als Regierender Bürgermeister
fordere ich die Betriebsleitung auf, gemeinsam mit dem Betriebsrat
nach vernünftigen Lösungen zu suchen. Die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaft sind zu weit reichenden
Zugeständnissen bereit. Diese Bereitschaft darf nicht ohne
Entgegenkommen auf Arbeitgeberseite bleiben."
Letzte
Meldung 27. Oktober 2006
+ + + Belegschaft
beendet Streik nach einer Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis + + +
+ + + Werk in
Spandau bleibt erhalten, aber deutliche Einschnitte bei der
Beschäftigtenzahl und dem Lohn + + +
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Die Beschäftigten
bei BSH hatten in den letzten Monaten ein wechselhaftes Bad der
Gefühle erlebt. Hier einige Stationen:
Die Leitung des Unternehmens hatte Anfang Mai 2005
angekündigt, die Produktion von Waschmaschinen am Standort
Siemensstadt bis Ende 2006 einstellen zu wollen. Betroffen wären
davon fast 700 Mitarbeiter gewesen. Lediglich die
Entwicklungsabteilung mit rund 400 Mitarbeitern sollte danach in
Siemensstadt verbleiben, die gesamte Produktion in das neuere Werk
nach Nauen verlegt werden. Die Pläne der
Geschäftsleitung wurden bereits frühzeitig von den Beschäftigten
und der Berliner IG Metall kritisiert und Demonstrationen
durchgeführt. Der Betriebsrat hatte mit Hilfe eines externen
Wirtschaftsberaters einen detaillierten Vorschlag erarbeitet, wie
ein Großteil der Produktion in Berlin gehalten werden kann.
Kurioserweise sagte die Geschäftsführung der Bosch-Siemens
Hausgeräte GmbH am 31. Mai 2005 sogar kurzfristig ihre
Jahrespressekonferenz in München ab, denn es hatten sich viele
Beschäftigte des Berliner Werkes als "Gäste" angekündigt.
Auch auf der politischen Ebene stieß die geplante Schließung des
Spandauer Werkes auf deutliche Kritik. Nicht nur BVV und
Bezirksamt meldeten sich zu Wort. Der Spandauer Abgeordnete Daniel
Buchholz, in dessen Wahlkreis das Werk liegt, engagierte sich für
den Erhalt des Produktionsstandortes. Neben Gesprächen mit den
Beschäftigten, Gewerkschaftsfunktionären und Vertretern der Firma
Siemens fragte er offiziell beim Wirtschaftssenator nach, was von
Seiten des Senats zur Rettung und Unterstützung des Werkes getan wird
(s. Download am Ende dieser Seite).
Gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Swen Schulz und der
Berliner Abgeordneten Burgunde Grosse (beide SPD) nahm Buchholz
auch an einem Gespräch beim damaligen Parlamentarischen Staatssekretär im
Bundeswirtschaftsministerium, Ditmar Staffelt, teil. Dort
erläuterte der Wirtschaftsberater des Betriebsrates sein Konzept,
worauf Staffelt noch am gleichen Tag einen Brief an die
Unternehmensleitung von Siemens sandte.
Ende 2005 hatte die Unternehmensleitung weitestgehend eingelenkt.
Abgeschreckt durch die hohen Kosten eines Sozialplanes sollte das
Werk nun doch in Berlin erhalten werden. Bis es im Juli 2006
wieder anders kam... |