Aber der Reihe nach:
Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) hatte bereits im Jahr 2004
darauf hingewiesen, dass Radfahrer an den Automaten von BVG und S-Bahn
leicht in die Falle tappen konnten. Wer auf dem Berliner Stadtgebiet
unterwegs war, dem wurde von den Automaten immer das teurere
Brandenburg-Ticket zur Mitnahme des Fahrrades angeboten. Viele KundInnen
zahlten darum mehr als einen Euro zuviel für das Fahrradticket.
Während die S-Bahn ihre Automaten nach rund einem halben Jahr umgestellt
hatte, reagierte die BVG überhaupt nicht. Das ärgerte auch Daniel Buchholz,
der gelegentlich sein Fahrrad in der BVG mitnimmt. Er hatte gehofft, die BVG
würde die Umstellung der Automaten auf die neuen Preise zum 1. August 2005
nutzen, das Ärgernis endlich abzustellen. Aber denkste: Die irreführende
Anzeige blieb, und jetzt wurden sogar 2,60 Euro statt vorher 2,50 Euro
fällig, die "Falle" wurde für die Radler immer größer!
Was lag also näher, als die Nicht-Reaktion der BVG mit einer öffentlichen
Initiative deutlich zu kritisieren. Dazu veröffentlichte die Pressestelle
der SPD-Fraktion am 4. August 2005 die folgende Pressemitteilung:
BVG muss Abzocke der Fahrradkunden schnellstens beenden
Die BVG hat die Tarifumstellung zum 1. August 2005 nicht genutzt, um ein
großes Ärgernis abzustellen. Wer an einem Automaten der BVG einen Fahrschein
für die einmalige Mitnahme seines Farrades kaufen will, zahlt inzwischen
2,60 Euro anstatt der normalerweise notwendigen 1,40 Euro. Denn in Berlin
reicht für die Mitnahme des Fahrrads ein Ermäßigungsfahrschein aus
(Einzelfahrschein 1,40 Euro, Kurzstrecke 1,00 Euro, Tageskarte 4,20 Euro).
Dazu erklärt der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion des Berliner
Abgeordnetenhauses, Daniel Buchholz: "An den Fahrkartenautomaten der BVG
werden die Kunden mit Fahrrad weiterhin grob in die Irre geführt. Wer kein
Tarifexperte ist, zahlt 2,60 Euro für die Mitnahme seines Fahrrades
('Fahrradkarte, Einzelfahrschein'), obwohl in Berlin 1,40 Euro oder sogar
1,00 Euro für die Kurzstrecke ausreichen würden.
Während die S-Bahn ihre Automaten inzwischen umgestellt hat, reagiert die
BVG nicht auf die Kritik. Im Gegenteil, das Problem hat sich mit den neuen
Tarifen zum 1. August 2005 weiter verschärft.Die Beendigung der Abzocke
ihrer Fahrradkunden ist überfällig. Die BVG hat diese Angelegenheit viel zu
lange schleifen lassen. Ich fordere das Verkehrsunternehmen auf, die
Automaten innerhalb der nächsten Wochen umzurüsten.
Der Senat und das Abgeordnetenhaus wollen die Nutzung des umweltfreundlichen
Verkehrsmittels Fahrrad weiter stärken und bis 2010 um 50% steigern. Das
wird aber kaum gelingen, wenn der landeseigene Betrieb dieses Ziel weiterhin
untergräbt.”
Mehrere Berliner Tageszeitungen nahmen das Thema auf und brachten teilweise
umfangreiche Artikel, selbst die Pressesprecherin der BVG sprach von einer
berechtigten Kritik.
Und siehe da: Diesmal reagierte die BVG - in Rekordzeit. Bereits am 8.
August 2005 war die Bedienungsoberfläche der Automaten der BVG umgestellt.
Die ehemalige Taste "Fahrradkarte, Einzelfahrschein" wurde in "Fahrradkarte
Brandenburg" umbenannt, so dass niemand mehr versehentlich das teurere
Ticket kauft. Lediglich die Benutzerführung ist noch nicht optimal gelöst,
es fehlt der direkte Link zu den Ermäßigungsfahrscheinen. Diese Änderungen
sind nur durch den Lieferanten der Automaten-Software möglich, sollen aber
noch in diesem Jahr erfolgen.
Buchholz' Fazit: "Na bitte, es geht doch! Endlich hat die BVG ihre Automaten
umgestellt und die Abzocke der Fahrradkunden beendet. Fragt sich nur, warum
das nicht schon im Jahr 2004 passiert ist."
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