Der Berliner
Forschungsreaktor in Wannsee soll erst nach Durchführung eines
Stresstests seinen Betrieb wieder aufnehmen. Außerdem sind die
BBI-Flugrouten nicht über den Reaktor zu führen, fordert der
umweltpolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion und Spandauer
Abgeordnete Daniel Buchholz.
Buchholz: „Der
Forschungsreaktor BER II des Helmholtz-Zentrums ist ein
Atomreaktor im Kleinstformat, auch wenn er Neutronenstrahlen für
wissenschaftliche Anwendungen erzeugt. Er liefert mit 10 Megawatt
knapp ein Hundertstel der thermischen Leistung eines
durchschnittlichen Atomkraftwerks zur Stromerzeugung. Trotz dieser
bekannten Größenunterschiede darf die Reaktorsicherheit
nicht vernachlässigt werden. Im Unglücksfall droht eine
radioaktive Verstrahlung der Umgebung über diverse Kilometer. Die
Potsdamer Innenstadt und der Spandauer Ortsteil Kladow sind circa
fünf Kilometer entfernt, der Reichstag gerade mal 25 Kilometer.
Der Forschungsreaktor
ist daher ebenso wie die 17 großen deutschen Atomkraftwerke einem
Stresstest zu unterziehen, bevor er den Betrieb im Anschluss an
die momentan laufenden Wartungsarbeiten wieder aufnimmt.
Die Leitfrage bei der
Stresstest-Methode lautet: Was halten Reaktoren
bei bisher als sehr unwahrscheinlich angesehenen Ereignissen aus?
Dabei sind verschiedene Szenarien zu überprüfen, die von
Naturereignissen wie Hochwasser und Erdbeben über Flugzeugabstürze
bis zum mehrtägigen Ausfall des Notstroms oder die Kombination
mehrerer Risiken reichen. Alle aktiven und passiven
Schutzeinrichtungen der Anlage sind zu überprüfen, ansonsten wäre
ein Weiterbetrieb auf dem Stadtgebiet unverantwortlich.
Fest steht bereits
jetzt, dass dem Berliner Forschungsreaktor ein verlässlicher
Schutzmantel, das sog. Containment, fehlt. Der Reaktorkern
hängt offen in seinem Schwimmbad, einem Wasserbecken,
dass nach außen nur durch einen Stahlmantel und die Reaktorhalle
geschützt ist. Es gibt keine schützende Betonhülle. Einem
Flugzeugabsturz hält die bisherige Konstruktion nicht stand. Es
ist daher mit den neuen BBI-Flugrouten ein generelles
Überflugverbot für den Forschungsreaktor festzulegen.“
Am 12. April 2011 hat
der SPD-Abgeordnete Dr. Holger Thärichen zu einer hochkarätig
besetzten Diskussion ins ver.di-Bildungszentrum am Wannsee
eingeladen. Mehr als 120 Bürgerinnen und Bürger
kamen, um sich zu informieren und mit den Experten zu diskutieren.
Podiumsteilnehmer auf
dem Bild unten von links nach rechts: Dr. Karl-Heinz Steinmetz
(Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz)
Daniel Buchholz MdA (Umweltexperte der SPD-Fraktion) Dr. Holger
Thärichen MdA (Moderation) Dr. Ina Helms, Helmholtz-Zentrum
Berlin (Leiterin Kommunikation) Dr. Guido Buchert,
Helmholtz-Zentrum Berlin (ZRA, Leiter der Abteilung
Strahlenschutz) Dr. Björn Maul (Senatsverwaltung für Bildung,
Wissenschaft und Forschung)
(Letzte
Aktualisierung:
05.2011)
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