Nach einem fundierten
Gutachterverfahren und eingehender Prüfung durch die Senatsverwaltungen für
Stadtentwicklung sowie für Wirtschaft, Technologie und Frauen hat der Senat am
27. Mai 2008 beschlossen, das ICC bei laufendem Betrieb abschnittsweise zu
sanieren und zu modernisieren.
Die Sanierung ist zwar
nicht die kostengünstigste Variante, angesichts der städtebaulichen Bedeutung
des ICC ist jedoch die Entscheidung für die Sanierung gerechtfertigt.
Entscheidend war und ist, dass die Messe Berlin ein zukunftsfähiges
Kongresszentrum erhält. Eine Modernisierung im laufenden Betrieb ist möglich,
damit kann das vielfach preisgekrönte ICC für Kongresse und Messen
durchgehend weiter genutzt werden.
Ein Kongress-Neubau
würde die Frage, wie mit dem Gebäude ICC umgegangen werden soll, nicht lösen.
Der Erhalt des ICC ohne Messenutzung würde Risiken mit sich bringen, die wir
heute noch gar nicht abschätzen lassen. Ein Abriss dieser städtebaulichen Ikone
der Neuzeit wäre eine nur sehr schwer zu bewältigende finanzielle und technische
Herausforderung. Diese sehr grundsätzlichen Erwägungen zur Standortqualität,
städtebaulichen Anbindung, bis hin zu den negativen Folgen eines ungenutzten
ICC, sprechen für den Erhalt sowie die zukunftsfähige Sanierung und
Modernisierung des ICC.
Auf der Grundlage einer
Bedarfsanalyse (über Umfang und Art des notwendigen Kongressangebotes am
Standort der Messe) wurden vom Senat Ende 2007 drei Gutachten beauftragt.
Auftrag war es, in Form einer Ideenstudie jeweils einen Vorschlag zur Sanierung
und damit Optimierung des ICC zu erarbeiten. In einem zweiten Teil sollte
jeweils eine Baumassenstudie zu einem Neubau am Standort der Deutschlandhalle
auf Basis des Anforderungsprogramms der Bedarfsanalyse erstellt werden.
Die von den drei
Gutachtern eingeschätzten Investitionskosten für die unterschiedlichen
Sanierungsvarianten liegen bei 209, 240 bzw. 368 Mio. € (brutto). Die von ihnen
auf Grundlage ihrer Baumassenstudie eingeschätzten Brutto-Investitionskosten für
eine Neubaulösung am Standort der Deutschlandhalle mit zusätzlicher Nutzfläche
im Vergleich zur Sanierungsvariante liegen bei 126, 151 bzw. 171 Mio. €.
Hinzuzurechnen wären hier je nach weiterem Verlauf Kosten im Zusammenhang mit
Verkauf oder Abriss des ICC. Bei allen Varianten besteht nach den Aussagen der
Gutachter die Möglichkeit, durch Optimierungen die Kosten für die bauliche
Unterhaltung im Vergleich zu heute zu reduzieren.
Das ICC erhält eine vollständige technische Erneuerung. Der Saal 2 wird
als Bankettsaal genutzt, Saal 1 wird erhalten; die Ebene der bisherigen Vorfahrt
E-1 wird Pkw-Parkraum. Das Parkhaus kann nach dem Umbau stillgelegt werden, wird
aber zunächst nicht abgerissen, da der Gutachter das Bauvolumen für die
städtebauliche Gesamtfigur für wichtig erachtet. Über eine weitere Nutzung oder
einen möglichen Abriss des Parkhauses wird nach einer ersten Phase der
Instandsetzung entschieden. Da die Sanierung bei laufendem Betrieb erfolgen
muss, ist sicherzustellen, dass die baulichen Eingriffe behutsam durchgeführt
werden.
Die Kosten für die erste Stufe (technische Sanierung, Modernisierung und
Funktionsverbesserungen) werden auf 182 Mio. € geschätzt. Erst nach
Abschluss der technischen Sanierung des ICC erfolgt die Entscheidung darüber, ob
eine Erweiterung der Programmflächen außerhalb des ICC erfolgen soll.
Des Weiteren hat der Senat beschlossen, dass umgehend die Voraussetzungen für
den Neubau einer neuen Eissporthalle und den Abriss der Deutschlandhalle zu
schaffen sind.
(Letzte Aktualisierung:
06.2008)
-------------------------------------------------------------------------------------
-
--- HINTERGRUND-INFOS
--- Stand: Januar 2008 --- HINTERGRUND-INFOS
---
Für die Berlinerinnen und Berliner aus dem Westteil der Stadt ist
das ICC eigentlich nicht wegzudenken. Seit seiner Eröffnung 1979
ist es ein markanter Fixpunkt der Stadt. Nach dem Entwurf des
Architekten-Ehepaars Ralph und Ursulina Schüler wurde der Koloss
mit den Maßen 320 Meter Länge, 80 Meter Breite und 40 Meter Höhe
für fast eine Milliarde Mark errichtet.
Doch Ende 2005 kam erneut eine Debatte auf, ob das ICC abgerissen
werden soll. Im Senat wurde von Wirtschaftssenator Harald Wolf der
Vorschlag eingebracht,
1) die Deutschlandhalle abzureißen,
2) dort ein neues Kongreßzentrum zu errichten und
3) anschließend das ICC für eine andere (private) Nutzung oder gar
den Abriss freizugeben.
Dies war das Ergebnis einer Studie, die die Messe Berlin GmbH in
Auftrag gegeben hatte. Danach sollte ein Kongress-Neubau auf dem
bisherigen Gelände der Deutschlandhalle rund 60 Millionen Euro
kosten. Für den Abriss des ICC wurden nur rund 30 Millionen
Euro veranschlagt. Demgegenüber sollte die vollständige Sanierung
des ICC mehr als 200 Millionen Euro kosten.
Die SPD-Fraktion und auch Daniel Buchholz zeigten sich gegenüber
diesen Kostenschätzungen sehr kritisch. Bevor eine solch
schwerwiegende Entscheidung getroffen werde, müssten alle Zahlen
und Gutachten auf den Tisch, damit die Abgeordneten sie nachprüfen
könnten.
Bereits bei der Parlaments-Debatte im Januar 2006 hatte Daniel Buchholz dies ausdrücklich
betont: "Das ICC ist ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. So
etwas werden wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Wenn Sie
mich persönlich fragen, sage ich Ihnen sofort: Ich möchte das ICC
um fast jeden Preis halten. Es ist für mich eine städtebauliche
und architektonische Ikone dieser Stadt, die wir erhalten
sollten." Am Ende der Rede haben übrigens sowohl der
SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller als auch der Regierende
Bürgermeister Klaus Wowereit applaudiert.
Anfang 2008 sollen nun weitere Gutachten zum ICC vorliegen, die
eine umfassende Bewertung der wirtschaftlichen, baulichen und
technischen Situation ermöglichen. Sie wurden auf Initiative der
SPD-Vertreter im Senat in Auftrag gegeben. Es zeichnet sich
bereits ab, dass ein Abriss oder die private Nutzung des ICCs
damit vom Tisch sind.
Übrigens hat sich Daniel Buchholz schon früher mit dem Thema
beschäftigt. Seine Anfrage vom April 2005 zeigt deutlich, dass das
ICC weltweit eines der besten Kongresszentren ist und nicht ohne
Grund bereits diverse Preise erhalten hat. Es ist bereits
zum vierten Mal in Folge mit dem "World Travel Award"
ausgezeichnet worden. In seiner Kategorie wurde das ICC als
Europas größte Tagungsstätte zum weltweit führenden
Kongresszentrum gewählt. An der Abstimmung haben sich mehr als
200.000 Fachleute der Tourismuswirtschaft aus der ganzen Welt
beteiligt.
(Letzte Aktualisierung: 01.2008)
-----------------------------------
Artikel zum Thema:
„Das ICC muss schließen“ (Berliner-Zeitung 14.05.10)
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0514/berlin/0032/index.html
„Opposition erzürnt über Senatspläne zum ICC“ (Berliner
Morgenpost 14.05.10)
http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1308007/.html
"ICC bekommt immer mehr Fans" (Berliner Zeitung 22.02.07):
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0222/lokales/0046/index.html
"SPD-Politiker: ICC soll bleiben" (Berliner Morgenpost 21.02.07):
http://www.morgenpost.de/content/2007/02/21/berlin/884364.html
Artikel aus dem Jahr 2006:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/entscheidung-ueber-icc-wird-verschoben/711264.html
http://morgenpost.berlin1.de/content/2006/01/31/bezirke/807688.html
http://www.tagesspiegel.de/politik/aus-dem-parlament/678780.html
Artikel aus dem Jahr 2005:
"ICC schlägt die Konkurrenz" (Berliner Morgenpost 14.04.05)
http://www.morgenpost.de/content/2005/04/14/berlin/747240.html
|